Nachfolgend ein Reisebericht meines zweiwöchigen Aufenthaltes in Japan im August 2016. Fotos gibt es hier.
Actionreich fing die Reise an! Ich hatte meinen Flug über Finnair gebucht und musste in Helsinki umsteigen. Das Flugzeug nach Helsinki war erheblich verspätet, sodass es nicht sicher war, dass ich meinen Anschlussflug noch erreichen würde. Zum Glück war aber das andere Gate verständigt worden, und da der Flughafen Helsinki eher überschaubar ist, schaffte ich es nach einem beherzten Sprint genau rechtzeitig ans Gate, als gerade mit dem Boarding begonnen wurde. Das Intervalltraining hatte ich somit bereits absolviert! :)
Bereits auf dem Flug nach Japan wurden wir mit soba bewirtet, und ich kam mit einer Japanerin neben mir ins "Gespräch". In einem Mischmasch aus Japanisch und Englisch kommunizierten wir miteinander. Zum Glück funktionierte es in Kombination mit Zeichensprache ausreichend gut, um sich über die wichtigsten Dinge des Lebens zu unterhalten.
In Osaka wurde ich von meiner Brieffreundin Mayu und ihrem Mann Hiroaki in Empfang genommen. Zehn Jahre lang (!!) hatten wir uns nicht gesehen! Die Wiedersehensfreude war auf beiden Seiten riesengroß. Wenig später saßen wir auch schon in Hiroakis Auto und waren unterwegs nach Matsusaka zu Mayus Elternhaus. Während der dreistündigen Fahrt nutzte ich die Gelegenheit, um ein kleines Nickerchen zu machen. In Japan war es warm und schwül, was mir vor allem kurz nach der Ankunft sehr zu schaffen machte.
Bevor wir bei Mayu angekommen waren, machten wir einen Zwischenstopp bei einer Sobaya. Ich lernte dort, wie man die Buchweizennudeln richtig isst, und genoss ein wunderbares Mittagessen. Wenig später waren wir bei Mayus Elternhaus angekommen.
Es war eine tolle Erfahrung für mich, Mayus Eltern kennenzulernen und in diesem traditionellen Haus wohnen zu dürfen. Wie in allen japanischen Wohnungen ist der Eingangsbereich (genkan) vom Wohnbereich baulich getrennt. Man zieht sich Hausschuhe an und darf dann den Wohnbereich betreten. Es wird viel Holz verwendet, traditionell auch Papier und am Boden die "tatami"-Bambusmatten. Für einen WC-Besuch zieht man speziell dafür gedachte Toilettenschlapfen an und schlüpft nachher wieder in die Hausschuhe. Auch der traditionelle japanische Garten war wunderschön.
Rund um Mayus Elternhaus sieht man sehr viele Reisfelder, Berge, Siedlungen und es ist sehr idyllisch. Ein Tempel ist auch in der Nähe. Es war sehr schön, dort zu laufen, auch wenn man dort nur auf dem Asphalt laufen konnte.
Abends waren wir in einem französischen Restaurant, bei dem ich als Nachspeise ein Grüntee-Dessert mit einer Art Grünteepudding und Grüntee-Eis wählte - köstlich. Auch das Frühstück am folgenden Tag war ausgezeichnet: von Mayus Mutter selbstgemachtes japanisches Omelette (tamagoyaki), frische Paradeiser, Miso-Suppe, eingelegte Gurke, grüne Paprika, Reis ... sehr gesund und köstlich.
Mayus Vater chauffierte uns nach Nara, einer Stadt, die für ihre Tempel berühmt ist. Wir besuchten den Todaji-Tempel, in dem die berühmte Daibutsu-Statue steht, die einst komplett mit Gold überzogen war. Total herzig sind die Rehe im Park, die sehr zutraulich sind, weil sie als Boten Gottes gelten und daher nicht abgeschossen werden dürfen. Sie betteln um Futter, und manche verbeugen sich sogar vor den Besuchern, vermutlich, weil sie darauf trainiert wurden. Nach einem ausgezeichneten Mittagessen mit somen-Nudeln, typisch für die Gegend um Nara, waren wir im Kasuga Taisha Shrine. Dieser wurde gerade renoviert, was ein besonderer Anlass ist, da dies alle 20 Jahre stattfindet. Ich bekam ein Buch, in dem Japaner alle ihre Besuche bei einem Tempel vermerken können. Kalligraphie und ein offizieller Stempel im Buch belegen, dass man diesen oder jenen Tempel besucht hat. Außerdem wählte jeder von uns eine Weissagung, die auf einer Papierrolle stand und von einem kleinen Holz-Reh im Mund gehalten wurde. Dieses Holz-Reh wurde von meiner Freundin Mayu und mir auf den Namen "Nau-shika" getauft. Der Name kommt aus der Geschichte "Nausicaa and the Valley of the Wind" von Studio Ghibli. Nau heißt soviel wie Sommer und Regen (wenn man die richtigen Kanji dafür nimmt), und "shika" heißt soviel wie Reh. Sie hat sich natürlich sofort mit ihren Kollegen aus Schweden, Elchkil und Gwelcholin, angefreundet. Später hatten sie ein gemütliches Gespräch zu dritt in Mayus Zimmer.
Abends haben wir gemeinsam Takoyaki gekocht. Das sind Teigbällchen mit variierender Füllung. Zunächst haben wir aus Mehl, Wasser und Eiern den Teig angerührt. Dann wird in ein spezielles Bratgerät mit gefetteten Hohlräumen in Form von Halbkugeln ein bisschen Teig gegossen. Während der Teig gebacken wird, streut man Salat und Tempura-Brösel auf den Teig und gießt etwas Teig nach. Nun wird ein Stück Oktopus, Garnele, Wurst, Käse oder Ähnliches in die Mitte des Bällchens gesetzt. Mit einem Stäbchen sticht man in den bereits garen Teig und wendet das Gebilde. Schließlich wird daraus ein schmackhaftes Kügelchen, das mit ein bisschen Algen und Sauce gemeinsam verzehrt wird. Es hat uns ausgezeichnet geschmeckt!
Am kommenden Tag nahmen wir den Zug nach Toba ans Meer. Dort war es wunderschön! Der Ausblick vom Hotel war fantastisch. Das Hotel ist ein Spa, und natürlich kann man auch schwimmen gehen. Interessanterweise können die meisten Japaner aber nicht schwimmen, sondern nehmen eine Luftmatratze und planschen im Wasser. Daher hatte ich das ganze Meer für mich alleine! Es war großartig. Wunderschöner Strand, auf dem man zwischendurch herrlich entspannen konnte. Großartig. Auch das Frühstück am nächsten Tag war sensationell. Selbstgemachtes Omelette, warme japanische Küche, kalte europäische Küche, Müsli - für jeden Geschmack war etwas dabei. Großartig! Natürlich durfte vor dem Frühstück ein Morgenlauf und Morgenschwimmen nicht fehlen. Beides war herrlich.
Abends besuchten wir eine kareeya, bei der ich mein erstes japanisches Curry probierte. Man bekommt Reis und Currysauce serviert, die zum Beispiel durch frittierte Shrimps ergänzt wird. Das Curry ist anders als "westliches" Curry, vermutlich milder. Auf jeden Fall war es ausgezeichnet.
Tags darauf besuchten wir Meoto-iwa, wörtlich "den Ehepaarfelsen". Dort gibt es einen Schrein und man hat einen wunderbaren Blick auf das Meer. Gleich im Anschluss daran fuhren wir mit dem Auto die sogenannte Skyline entlang. Der Ausblick auf dem höchsten Punkt über die Umgebung ist großartig. Das Genialste ist, dass man dort oben seine Füße in ein ashiyu, warmes Thermalwasser, tauchen und dabei den wunderschönen Ausblick genießen kann. Ein absolut empfehlenswertes Erlebnis!
Außerdem waren wir beim Isse Jingu Shrine in der Nähe von Matsusaka, einem großen Schrein. Es gibt dort nette Einkaufsmöglichkeiten und ein Café, in dem wir eine wunderbar erfrischende Pause genießen konnten. Bei der im japanischen Sommer vorherrschenden Hitze lange herumzuspazieren, kann sehr anstrengend sein. Ein Abstecher ins klimatisierte Kaffeehaus bei Kaffee und Kuchen hilft da enorm.
Abends waren wir in einer sushiya mit ausgezeichnetem Essen. Ein Sushi mit diesen Spezialitäten und in dieser Qualität ist in Österreich nur sehr schwer zu bekommen. Unter anderem probierte ich erstmals Seeigel, Aal, Fatty Tuna, Red Snapper, "shako" (eine Art Garnele), Ika (eine Art Oktopus), Tiefseegarnelen und weitere Köstlichkeiten. Danach fielen wir erschöpft ins Bett.
Trotz Duschen war man fast permanent am Schwitzen und es war eine Herausforderung, bei dem schwülen warmen Wetter zu schlafen. Mit der Zeit kann man sich ein bisschen daran gewöhnen, aber wirklich angenehm ist es nicht. Ich habe in dieser Zeit den Segen kalter Duschen zu schätzen gelernt!
Ich packte meine Sachen, und wir machten uns auf den Weg nach Moriyama, wo Mayu aktuell mit Hiroaki wohnt. Unterwegs blieben wir immer wieder bei 7-Eleven oder anderen convenience stores stehen. Ähnlich wie beim Greißler am Land gibt es hier alles von Grüntee über einen Bankomaten bis zu kleinen Snacks (am liebsten hatte ich mit der Zeit verschiedene Arten von onegiri), Kaffee und dergleichen.
In Moriyama angekommen, musste ich natürlich sofort ein Foto vom tollen Rennrad von Hiroaki machen. Von der Wohnung braucht man praktischerweise nur wenige Minuten zum Bahnhof. Mittags aßen wir in einer Ramenya, ehe wir uns auf den Weg nach Kyoto machten.
In Kyoto besuchten wir ein traditionelles Teehaus, in dem früher oft Empfänge abgehalten wurden, mit einer wunderschönen Aussicht, und besuchten die ehemaligen kaiserlichen Gebäude (von außen). Später besuchten wir den Monkey Park in Arashiyama. Dort leben Affen auf einem Berggipfel, die sich von den Besuchern gerne füttern lassen. Die Aussicht auf Kyoto ist vom Berggipfel aus sensationell. Ich genoss das wunderschöne Abendlicht im Park.
Den Abend rundete schließlich eine Bootsfahrt ab. Dabei saßen wir in einem Boot, wie es früher für den Fischfang mit Hilfe von Kormoranen verwendet wurde. Diesen wurde der Hals zugebunden, damit sie die Fische nicht selbst schluckten. Etwas traurig stimmte mich, dass immer noch Tiere dazu eingesetzt werden, um den Touristen die Praxis von damals vorzuführen: mit Feuer werden die Fische angelockt, die glauben, es handle sich um die Sonne, ehe die Vögel zuschnappen. Nach einem Zwischenstopp in einer Bahnstation, in der Kimono-Stoffe rund um Leuchtröhren gewickelt ausgestellt wurden, und einem Abendessen in einem japanischen Burgerlokal, gingen wir schlafen.
Tags darauf stand das nächste Abenteuer am Programm. Zunächst fuhren wir zur Akashi Kaikyo Ohashi. Dies ist die längste Hängebrücke weltweit: stolze 3911 m lang. Wir haben sie mit dem Auto überquert. Von einem nahegelegenen Aussichtspunkt kann man die Brücke gut betrachten. Wir haben dort auch zu Mittag gegessen: Curry mit Fleisch und Zwiebeln aus der Umgebung.
Der nächste Punkt im Programm war ein Besuch der Naruto-Meeresenge, einer der weltweit größten Malströme. Zunächst genossen wir die Aussicht von der Brücke auf das Meer und die Strömungen. Es war ein wunderschöner Ausblick, jedoch konnte man von den Wirbeln noch nicht viel sehen, da diese noch nicht am Maximum ihrer Ausprägung waren. Am stärksten sind sie im Frühjahr sowie zu Voll- und Neumond. Die Mondphase hatten wir günstig gewählt. Richtig spannend wurde es, als wir mit einem Boot in die Nähe der Wirbel fuhren, um diese aus nächster Nähe beobachten zu können. Für mich war es ausgesprochen faszinierend, in Echtzeit zu beobachten, wie sich diese Wirbelströme bildeten und wieder auflösten. Ein absolut spannendes Naturschauspiel, sehr beeindruckend. Tokushima ist übrigens auch für Süßkartoffel bekannt.
Tags darauf reiste ich zum ersten Mal mit dem Shinkansen, gemeinsam mit Mayu. Von Kyoto aus fuhren wir mit dem Shinkansen nach Hiroshima, wo ich die Brieffreundin meiner Mutter, Chieko, besuchte. Obwohl meine Mutter und Chieko bereits seit 1962 ihre Brieffreundschaft pflegen, haben sie sich noch nie im realen Leben getroffen. So war ich die erste, die mit Chieko und ihrer Familie Bekanntschaft schließen konnte. Am Bahnhof in Hiroshima wurde ich von Chieko, ihrem Mann Kazunori und ihrer älteren Tochter Miwa begrüßt, und Mayu reiste retour Richtung Moriyama.
Die Kommunikation war anfangs etwas gewöhnungsbedürftig. Kazunori spricht gar kein Englisch. Chieko kann ein bisschen Englisch sprechen, aber manchmal nimmt sie ein elektronisches Wörterbuch zu Hilfe. So hat es ganz gut geklappt. Auch Chiekos Haus in Mihara ist sehr traditionell eingerichtet und besteht zum Großteil aus Holz, was sehr schön aussieht. Im Wohnzimmer und in meinem Gästezimmer hingen überall Fotos: von Chiekos Kindern und Enkelkindern, aber auch von meiner Mama, meiner Schwester, meiner Nichte und mir. Das Mittagessen war wunderbar. Danach machte ich ein kleines Schläfchen im angenehmerweise klimatisierten Gästezimmer, bevor das Abendessen am Programm stand.
Abends gab es ein großes Familientreffen. Chieko und ihr Mann, ihre beiden Töchter und deren Ehemänner sowie die drei Enkelkinder, sprich: die ganze Familie, waren anwesend. Es gab gebratene Reisbällchen, Sushi und zum Abschluss verschiedene Eissorten, zum Beispiel Grüntee und Mango. Alles ausgezeichnet. Eine Foto-Session durfte natürlich auch nicht fehlen. Nach dem Abendessen sah ich mir noch mit Chieko eine vom japanischen Fernsehen gedrehte Reportage an, in der ein Japaner durch Österreich fährt und dort allerlei Entdeckungen macht. Es war sehr interessant.
Am folgenden Tag fuhren wir nach Hiroshima. Eine wunderschöne Stadt. Hätte man nicht den Atomic Dome stehen gelassen, würde ein Nichtsahnender heute nicht mehr erahnen können, dass hier einst die verheerende Little Boy abgeworfen wurde. Wir besuchten den Memorial Park und die Ausstellung über die Auswirkungen der Atombombe. Ich hatte zuvor nicht gewusst, dass so viele junge Leute Opfer der Bombe geworden waren, und dass "nur" 1/50 der Bombe eine radioaktive Kettenreaktion durchlief. In Verbindung mit den sehr persönlichen Geschichten und Einzelschicksalen der Opfer war der Besuch ein mir sehr nahe gehendes Erlebnis. Alle Politiker sollten das Museum besuchen, um zu lernen, dass Atombomben nie eine Lösung sein können. Im Park sind neben der Liste der Opfer die Flamme des Friedens, die erst erlöschen wird, wenn es auf der Welt keine Nuklearwaffen mehr gibt, und ein Denkmal für Sadako Sasaki zu sehen.
Zu Mittag kehrten wir in einem Restaurant ein, in dem wir Okonomiyaki genossen. Nudeln, Ei, Lauch, Fleisch und was das Herz begehrt wird gemeinsam vorbereitet und auf einer Wärmeplatte gehalten, von der man sich dann kleine Häppchen abschneidet.
Nach dieser ausgezeichneten Stärkung nahmen wir eine Fähre und besuchten den Itsukushima Shrine. Leider war Ebbe - er sieht am beeindruckendsten bei Flut aus, weil die Optik dann vermittelt, der Shrine würde auf dem Wasser schweben. Auch hier trafen wir einige Rehe an. Ich war glücklich über den erfrischenden Regen. In einem Kaffeehaus in der Nähe genoss ich einen matcha latte.
Am nächsten Tag ging ich wie schon am Tag zuvor rund um Mihara laufen. Kazunori begleitete mich auf dem Motorrad und suchte eine wunderschöne Laufroute aus, zwischen Feldern und mit Blick auf die Berge. Wir sahen sogar einen Profi-Radfahrer, der ebenfalls gerade seine morgendliche Trainingsrunde absolvierte, und shirasagi und eine Biberratte, auch Nutria genannt (invasive Spezies). Danach reisten wir mit einer Fähre von Insel zu Insel und genossen die Aussicht vom Meer. Unterwegs besorgten wir das Mittagessen, das diesmal aus verschiedenem Gebäck bestand. Wir besuchten Chiekos jüngere Tochter Akiko in Onomichi und genossen dort unsere Einkäufe: scones, Grüntee-Bagels mit schwarzen Bohnen, Croissants mit Speck und Edamame. Alles köstlich.
Am Nachmittag nahm ich den Shinkansen zurück nach Kyoto, wo mich Mayu abholte. Am folgenden Tag reisten wir mit dem Shinkansen nach Tokyo. Die Entfernungen sind durchaus beeindruckend. Man reist mit einem über 300 km/h schnellen Zug immer noch gute zweieinhalb Stunden, um Tokyo zu erreichen. Die Shinkansen-Tickets sind übrigens sauteuer, etwa 140 € in eine Richtung für die Strecke Kyoto-Tokyo, wenn man spontan bucht.
In Tokyo sah ich Geschäfte, in denen aus Zucker kunstvoll Fische nachgebildet werden bzw. in denen Essens-Attrappen hergestellt werden, eine japanische Tradition. Dort wurde alles nachgebaut, von Garnelen bis zu verschiedenen Eissorten. Restaurants stellen diese Attrappen, die täuschend echt wirken, gerne am Eingang aus.
Zuvor hatte ich zu Mittag Yoshito, kurz Yoshi, der im japanischen Zweig derselben Firma, für die mein Vater arbeitet, angestellt ist. Wir hatten ein Potpourri aus verschiedenen japanischen Köstlichkeiten. Neu war dabei für mich eine Art salziger Eipudding, der die Konsistenz von Pudding hatte, aber aus Ei bestand und eher salzig war.
Am Nachmittag besuchten wir den Skytree. Von dort hat man einen wunderbaren Ausblick über ganz Tokyo. Speziell die Abendstimmung ist wunderschön. Auch eine Hello Kitty-Figur im Kimono habe ich gesehen. Abends aßen wir in der Nähe des Skytrees. Ich überlegte, in der Nacht fortzugehen und den Club zu besuchen, in dem Eskil vor einigen Jahren gemeinsam mit Svein-Joar von Pride and Fall und Kenji von einer japanischen Futurepop-Band aufgetreten war. Die Clubadresse hatte ich zwar ausfindig gemacht, aber es wirkte leider so, als würden diese Gothic-Clubnächte nur an ein paar wenigen Tagen im Monat veranstaltet werden - nur nicht zum aktuellen Zeitpunkt. Daher fuhr ich nicht zum Club und habe es auf meine To Do List gesetzt, falls mein Timing bei meinem nächsten Besuch in Tokyo günstiger sein sollte.
Gut ausgeruht für den kommenden Tag besuchten wir den königlichen Palast in Tokyo, konnten aber leider hauptsächlich die Gärten und ein wenig von den könlglichen Gebäuden sehen, aber weder das Areal der Paläste betreten, noch die Paläste von innen sehen. Auf der Homepage war dazu nichts ausgeschrieben worden. Angesichts der extremen Hitze war dies aber ohnehin eher ein Segen, "Sightseeing light" zu machen. Mittags war ich kaum hungrig. Wir besuchten die Hachiko-Statue im Bahnhof Shibuya, ein beliebter Treffpunkt. Dazwischen suchte ich auch nach Synthpop und Alyssa Milano CDs für Georg und Oliver. Für Georg fand ich zwar einiges an Kraftwerk, aber Olivers Wünsche waren leider nirgendwo aufzutreiben.
Auf der Rückreise mit dem Shinkansen fotografierte ich aus dem Zug. In Kyoto leuchtete der Kyoto Tower im Nachthimmel, den ich aber nicht besuchte.
Am kommenden Vormittag fuhr ich allein nach Kyoto, was zum Glück einfacher ging als erwartet. Dort ging ich zum Inari Shrine, wohl der größte Shrine Kyotos. Als waschechter Österreicher konnte ich es mir natürlich nicht nehmen lassen, bis auf den Berggipfel des Mt. Inari zu pilgern. Dort sind weniger Touristen, und man hat ein bisschen mehr Ruhe im Shrine am Berggipfel, um einen Moment innezuhalten. Auf dem Weg nach unten wurde ich Zeugin einer seltenen Zeremonie einer Gruppe namens "Jinga". Zunächst betete diese Gruppe, in traditionellen Gewändern. Ein Vorbeter sang einen charakteristischen Singsang mit einem endlosen Wortschwall, während alle anderen hin und wieder bestimmte Worte wiederholten, oder die Gruppe dazwischen gemeinsam etwas sang. Später folgte Tanz mit traditionellen japanischen Musikinstrumenten: Flöte, Shamisen, Trommeln und so weiter begleiteten Tänzerinnen in traditionellen Kleidern, rosa mit grüner Schürze, die einen Fächertanz darboten. Zwei Tänzer trugen Drachenmasken und führten "kriegerische" Bewegungen mit ihren Schwertern aus, um im richtigen Moment ein "HAAAA!" von sich zu geben. Es war ein sehr spannendes Spektakel. Irgendwann trennte ich mich aber davon, um meine Freundin Mayu nicht zu lange warten zu lassen.
Gestärkt durch eine Onegiri-Jause ging es am Nachmittag zum Biwa-See, dem größten See Japans. Hier urlauben mehr Inländer als Ausländer. Wir besuchten einen Shrine, von dem aus man einen wunderschönen Ausblick auf den riesengroßen See hat. Leider ist das Wasser dort komplett veralgt, sodass man in großen Gebieten des Sees leider nicht schwimmen gehen kann. Es wird aber tendenziell besser mit der Wasserqualität. Abends aßen wir Udon. Ich wählte Tempura-Gemüse, Udon-Nudeln und dazu ein rohes (!!) Ei. Das Ei wird mit den Nudeln vermischt, Sojasauce wird auch hinzugefügt, und dann genießt man die Nudeln und das Tempura. Es war köstlich und sehr sättigend.
Am letzten Tag meines Aufenthaltes in Japan reisten wir nach Osaka. Dort hatte ich wiederum einen Tag für mich allein. Nach einem ausgezeichneten Mittagessen bemühte ich mich redlich, für Georg und Oliver musikalische Werke zu finden. Für Georg entdeckte ich die original Dentaku Vinyl Single. Trotz Abklappern von sechs verschiedenen japanischen Plattenläden gelang es mir jedoch nicht, ein Werk von Alyssa Milano zu finden. Nachmittags stattete ich noch dem Osaka Pool einen Besuch ab. Das war wunderschön. Es waren kaum Leute im Schwimmbecken. Ich hatte lange Zeit eine 50 m Bahn für mich alleine, bis irgendwann ein weiterer Schwimmer auf meine Bahn kam. In Wien bin ich froh, wenn nur vier Leute in meiner Bahn sind! Einfach genial. Danach deckte ich mich mit Joghurt, Onegiri und Edamame (köstlich) in einem convenience store ein und genoss den Ausblick vom Hotel auf Osaka.
Tags darauf brachte mich meine Freundin Mayu zum Flughafen. Die Zeit war unglaublich rasch vergangen! Wir genossen noch ein gemeinsames Frühstück, bevor wir uns endgültig Lebwohl sagen mussten. Vor der Security Kontrolle stehen Pflanzen, die man mit den vergessenen Flüssigkeiten gießen kann. Ich frage mich nur, ob die Alkohol gut vertragen, haha.
Meine Flüge waren pünktlich, und in Helsinki gönnte ich mir einen Kaffee und einen Blick in die aktuelle Sound on Sound Ausgabe, ehe es retour nach Wien ging. Coolerweise gab es auch eine schwedische Zeitung an Bord von Finnair, sodass ich ein bisschen Schwedisch üben konnte.