Sonntag, 28. April 2013

Tag 47 - 41e Batavieren Race

Das Batavieren Race ist verrückt. Auf eine gute Art und Weise.

Freitag Nacht, 22 Uhr: Aufbruch aus Wageningen

Um circa dreiviertel zehn komme ich in Bornsesteeg an. Meine Angst, dass keiner zum Rennen kommt, ich umsonst gepackt habe und ganz allein sein werde, hat sich nicht bestätigt. Laufend treffen neue Kollegen auf dem Rad ein und stoßen zur Gruppe. Es wird fröhlich getratscht, ich lerne neue Gesichter wie Airen, Aafke, Lars, Lennart, Iris, Lianne, Ruud, Gerbert, Tom kennen, die Busse werden mit Campingutensilien, sonstiger Ausrüstung der Teilnehmer, Bikes für die Fietser (Radfahrer, welche mit dem Läufer mitfahren und ihn coachen) und natürlich den Teams (Universitäts- und Tartletos-Team) beladen. Es kann losgehen!

Letztes Jahr hat das Wageningen University Team das Rennen gewonnen. Es ist das Eliteteam der Uni, in das ausnahmslos nur Topathleten aufgenommen werden.

Freitag Nacht, 23 Uhr 30: Ankunft in Nijmegen

Wir fahren zunächst nach Nijmegen, wo das Rennen beginnt. Unmengen an Kleinbussen stehen am Parkplatz, Massen von Studenten sind aus ganz NL und auch aus anderen Ländern hierher gekommen. Ein Wahnsinn, was sich da abspielt. Angeblich ist das Bata eine der größten Staffelläufe weltweit. Heuer waren rund 8500 Teilnehmer mit dabei!

Samstag Nacht, 0 Uhr: Das Rennen beginnt

Eline, Iris, Lianne und ich suchen uns ein gutes Plätzchen, um Evelien - sie lief als Erste für das Wageningen University Team - anzufeuern, gehen dann wieder zurück in den Gebäudekomplex, wo unser Team zusammen ist. Aafke bereitet sich für ihren Lauf vor. Es ist viel los, aber nicht hektisch. Zwischendurch schnell Zähne putzen, aufs Klo gehen, eine Runde schlafen.

Es wurlt...

Ein kleines Nickerchen zwischendurch

Samstag Nacht, 1 Uhr 30: Das Rennen vom Tartletos-Team beginnt

Später gehen wir wieder hinaus auf die Laufstrecke, um Aafke anzufeuern, die als Erste für das Tartletos-Team startet, bei dem auch ich mitlaufen darf.

Aafke (Nr. 322) beginnt das Rennen für das Tartletos-Team

Insgesamt 175.1 km sind beim Batavieren Race zu absolvieren. Jeder Läufer hat eine Strecke zwischen 2,9 und 10,4 km zu absolvieren. Dabei wird das hes mit der Startnummer getragen, auf der auch der Laufchip ist, mit dem die Zeit genommen wird. Bei den sogenannten wisselpunten wird das hes an den jeweils nächsten Läufer weitergegeben.
Der Aufwand, der rundherum betrieben wird, ist massiv. Die Logistik hinter dem Bata Race muss enorm Energie kosten. Unzählige freiwillige Helfer sorgen für den geregelten Ablauf. Auch jedes Team muss viel koordinieren. Das Tartletos-Team ist in zwei Bussen gereist, um die Läufer jeweils zum richtigen Zeitpunkt zum richtigen wisselpunt zu bringen. Jeder Läufer wird auf der gesamten Strecke von einem fietser begleitet, der als Coach für den Läufer fungiert. Manche Läufer sind zweimal gelaufen oder waren wie Aafke Chauffeur, Läufer und Coach in einem. Ich habe höchsten Respekt vor ihnen. Viel zum Schlafen kommt man da nicht.

Motorräder und Autos sichern dazwischen die Strecke

Nach dem Anfeuern von Aafke ging es zurück in den Bus. Die Läufer von der Nachtschicht mussten zu ihren wisselpunten gebracht werden. Ich versuchte, so gut es ging zu schlafen. Die Nacht habe ich daher nur stückweise mitbekommen. Das sah ungefähr so aus:
Iris: Now we're in Germany.
Eine Zeitlang später...
Iris: Now we're back in Holland. 
Um etwa 4:50 war ich wieder einigermaßen wach. Allmählich wurde es hell. Leider kein Sonnenaufgang - es änderte sich nur von dunkel zu dunklen Wolken zu helleren Wolken. Wenigstens gab es die ganze Nacht und auch den ganzen Tag keinen Regen.
Im Bus war mir extrem kalt. Ich habe mich abgefroren. Obwohl ich meine Winterwanderjacke und meine warme Burton-Jacke anhatte.

Samstag Morgen, 7:45: Erster Herstart in Ulft

Beim Rennen gab es mehrere Neustarts (erleichtert die Organisation). Beim ersten Herstart haben wir uns ein bisschen die Füße vertreten, sind aufs Klo gegangen, etc. Ich habe mir die Hose über meiner Laufhose ausgezogen und meine Winterjacken abgelegt. Trotz Burtonweste habe ich mich in dem wenigen Gewand ziemlich abgefroren.
Weiter ging es in Bus 2. Die Teilnehmer der ochtendploeg wurden zu ihren wisselpunten transportiert. Nach einigen Shifts war meine Etappe, Heelweg-Oost, an der Reihe. Im Auto bin ich neben dem Maskottchen, Cheetos, gesessen.

Cheetos van Tartlétos

Samstag Morgen, 9:30: Mein Rennen

Ich wurde sehr pünktlich in meinem wisselpunt abgeliefert. In meinem kurzärmligen Laufleiberl habe ich mich bei circa 5 Grad Celsius und starkem kaltem Wind so abgefroren, dass ich am ganzen Körper gezittert habe. Ein bisschen habe ich mich auch aufgewärmt, aber ich wollte vor dem Rennen natürlich auch nicht meine ganze Energie verschwenden. Nach einer Zeit, die mir unendlich lang vorkam, sah ich Airen...

Airen mit dem Tartletos-Hes

...und mein Rennen hatte begonnen! Vorbei an Wiesen mit Kühen, Ponys und schmucken Häuschen ging es eine flache Laufstrecke entlang. Ich habe eine eigentlich als Herrenstrecke gedachte Strecke gemacht, was aber organisatorisch kein Problem war.
Aafke hat mich super gecoacht, da kamen mir die 7.6 km gar nicht so lang vor.

Zieleinlauf bei Wisselpunt 14

Nach meinem Zieleinlauf habe ich das hes an Gerbert weitergegeben.

Gerbert

Mein Lauftrainer Tonnie von Tartletos war da und wir haben ein bisschen geplaudert, ich hab mich gefreut. Bin dann wieder in Bus 1 eingestiegen. Jetzt war mir eine Zeit lang warm, ich habe gut geschlafen im Bus und die Sonne kam ein bisschen raus. Wir sind weiter von Wisselpunt zu Wisselpunt.

Samstag Mittag, 12:40: Zweiter Herstart in Barchem

Es gab erneut einen Herstart. Die meiste Zeit habe ich entweder schlafend im Bus verbracht oder mit den anderen tratschend, oder spazierend, etc.
Besonders lustig war, dass der Rektor der Uni Wageningen, Martin Kropff, ebenfalls mitgelaufen ist.

Martin bei seiner Etappe

Wir haben ein bisschen geplaudert, er ist ein total netter Mensch. Am meisten hat mich überrascht, dass das auf einer sehr kollegialen Ebene gelaufen ist. Kein "Professor Soundso", sondern einfach "Hi, I'm Martin!" Das gehört anscheinend zur holländischen Kultur allgemein und zu Wageningen im Speziellen.

Samstag Nachmittag, 17:00: Dritter Herstart in Enschede

Bald waren wir auch schon in Enschede und rechtzeitig angekommen, um das Wageningen University Team anzufeuern. Nach einem spannenden Beginn und einem über die ganze Strecke spannenden Rennen, bei den Nijmegen am Ende uneinholbare 20 Minuten voraus war, belegte Wageningen hinter Eindhoven Platz 3, was eine absolut tolle Leistung ist. Das Team war großartig. Wir standen auf einer Anhöhe, von der aus man schön ins Stadion sehen konnte, und feuerten noch einmal unsere Läufer an.

Das Finish in Enschede

Samstag Abend, 18 Uhr: Nach dem Rennen

Nach dem Rennen half ich Iris dabei, ihr Zelt aufzustellen. Das ist gar nicht so schwer, wie ich dachte. Dabei habe ich gelernt, dass Heringe immer schräg eingesetzt werden, nicht senkrecht, damit man nicht drüberfallen muss. Meine Abneigung gegen Campen habe ich immer noch nicht abgelegt. Auf kaltem harten Boden bei saukaltem Wetter in einem Schlafsack und einer Matte schlafen? Nein, danke. Nicht, wenn ich nicht unbedingt muss. Gottseidank musste ich nicht, da nach dem gemeinsamen Essen ein Bus retour nach Wageningen fuhr. Lars, Lindsey und noch ein paar Kollegen machten sich ebenfalls nach dem Essen auf dem Heimweg.
Die Sonne war herausgekommen und es gab einen wunderschönen Sonnenuntergang unter fast wolkenlosem Himmel. Essen wurde bestellt. Es wurde draußen bei den Campingzelten gespeist. Es gab Kartoffeln, Fisolen, frittierten Reis, gebratene Nudeln, Hendl auf zweierlei Art, Curry mit Fleisch, Gemüse, Palatschinken... ein ausgezeichnetes Essen, dazu Apfelsaft und Cola. Mir war zu diesem Zeitpunkt schon furchtbar kalt. Ich habe mich nicht hingesetzt, weil ich dann noch mehr gefroren hätte. Obwohl ich schon meine Goretex-Winterjacke sowie Burton-Weste und alles andere, was ich mithatte, schon anhatte. Mir war so dermaßen kalt, dass ich sogar mein Stirnband und meine Handschuhe hervorkramte und anzog. Ich hätte mir nicht gedacht, dass ich so froh sein würde, dass ich sie mithatte - nicht, nachdem es am Donnerstag 20 Grad hatte und ich mit Flip Flops das Haus verlassen hatte. Es hatten aber auch noch einige andere Leute Mützen auf und kalte Hände, ich war also nicht die Einzige.
Nach dem Essen wurden noch ein paar Gruppenfotos gemacht. (Folgen vielleicht, wenn ich welche bekomme.) Neben mir war noch eine Französin und ein Deutscher (beide im Elite-Team) aus Wageningen beim Rennen mit dabei.

Das Organisationskomitee in den offiziellen WUR-Trikots

Das gesamte WUR und Tartletos-Team. Wer findet mich? ;-)

Auf der Heimfahrt sahen wir einen wunderschön gefärbten Himmel in Pastellfarben von Orange bis Zartrosa und Hellblau, davor die Silhouetten von Bäumen, Strommasten und einmal sahen wir eine Brücke und dahinter die Lichter einer Stadt, was sehr schön aussah. Leider war ich zu dem Zeitpunkt schon so erledigt, dass ich kein Foto gemacht habe.

Samstag Abend, 22 Uhr: Ankunft in Wageningen

Circa um 22 Uhr sind wir in Wageningen angekommen. Mit letzter Energie bin ich mit Lindsey heim gegangen (sie wohnt bei mir in der Nähe) und in meiner Wohnung tot ins Bett gefallen.





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